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Topqualität in der medizinischen Versorgung von Frühchen

Topqualität in der medizinischen Versorgung von Frühchen

Qualität in der Medizin ist selbstverständlich. Sie zu messen und sichere Qualitätskriterien zu finden ist sehr schwierig. Dennoch gibt es schon seit vielen Jahren eine landesweite Erhebung von Qualitätskriterien in der medizinischen Versorgung von Früh- und Neugeborenen. Hierbei wurde dem Level 1 Perinatalzentrum des REGIOMED Klinikums Coburg wiederholt attestiert, dass die Qualität der medizinischen Versorgung weit über dem bundes- und bayernweiten Durchschnitt liegt; das Klinikum also Topqualität in der Behandlung von Risikoschwangerschaften sowie Neu- und Frühgeborenen liefert. Darüber freuen sich auch die Leiter des Perinatalzentrums, für die Frauenklinik Dr. med. Anja Neumeister und für die Kinderklinik Priv. Doz. Dr. Dr. med. Peter Dahlem.

Was versteht man unter einem Perinatalzentrum?

Neumeister: Ein Perinatalzentrum bedeutet die Zusammenarbeit zwischen einer Frauenklinik und einer Kinderklinik. Das REGIOMED Klinikum Coburg bietet diesen Zusammenschluss schon lange. Bereits vor dem Umzug der Frauenklinik aus der Bahnhofstraße hierher wurden unter großem organisatorischem und persönlichem Einsatz Frühgeborene gut versorgt. Dass das Konzept „Wand-an-Wand“ viele Vorteile hat, spüren wir seit dem Umzug 1998/99. Seit Einführung der Qualitätskriterien des gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) für die Versorgung extrem unreifer Frühgeborener im Jahr 2006 können wir diese hier in Coburg für ein Perinatalzentrum Level 1 erfüllen. Das bedeutet, wir können jegliche Form der Risikoschwangerschaft und Geburt betreuen.

Dahlem: Die Kinderklinik in Coburg hat in der Betreuung von schwerkranken Neugeborenen oder extrem unreifen Frühgeborenen sogar eine historische Tradition. Schon in den 60er-/70er-Jahren, als das medizinische Fach Neonatologie (Behandlung von Neugeborenen) sich weltweit innerhalb der Kinderheilkunde etablierte, war die Kinderklinik Coburg als eine der ersten Kliniken mit dabei. Sogar noch einige Zeit bevor benachbarte Universitätskliniken sich dieser neuen Entwicklung annahmen, wurden in Coburg Frühgeborene behandelt. Wir konnten während vieler Jahrzehnte enorme Erfahrung aufbauen.

Außerdem bilden wir hier in Coburg eine wichtige Schnittstelle für Gesamt-REGIOMED: Wir sind dafür gerüstet, kranke Neugeborene aus den umliegenden Geburtskliniken zu uns in die Neugeborenen-Intensivstation zu holen. Ein speziell geschultes medizinisches Team ist bei Bedarf rund um die Uhr im Einsatz: In einem hochmodernen Transportinkubator können die Babys schnell abgeholt und unter medizinischer Überwachung sicher nach Coburg gebracht werden.

Was sind die wichtigsten Qualitätskriterien?

Dahlem: Im Wesentlichen bestehen die Qualitätskriterien aus der Beobachtung, wie viele Risikoneugeborene und Frühgeborene durch die Erkrankung oder extreme Unreife zu Schaden kommen. Hier spielt die Sterberate oder das Ausmaß der Schäden am zentralen Nervensystem eine große Rolle. Aber trotz allen Erfolgs und der Tatsache, dass wir vielen Frühgeborenen das Leben retten, ist Bescheidenheit das Wichtigste. Denn Vieles im Bereich der Neonatologie hat schicksalhaften Charakter, so dass man als Arzt den Krankheitsverlauf oft nur in Nuancen steuern oder begleiten kann.

Neumeister: Ergänzend zu der von der BAQ (Bayerische Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der stationären Versorgung) gemessenen Qualität achten wir bei allen Schwangeren, die sich uns anvertrauen, auf den neuesten medizinischen Standard. Dies betrifft unter anderem Untersuchungsverfahren wie z.B. Ultraschall oder auch die Kernspintomographie. Wichtig in der modernen Medizin ist auch die Kommunikation untereinander und mit den Patientinnen. Wir tauschen uns täglich mit den Kinderärzten über die Befunde unserer Risikoschwangeren aus. Neonatologen und Perinatologen (Spezialisten für Geburtshilfe und Pränatalmedizin) wägen kritische Befunde ab, um dann mit den Eltern zusammen zu einer guten und sicheren Entscheidung für Mutter und Kind zu kommen.

Wenn dem so ist, welche Rolle spielen die Eltern?

Neumeister: Mithin die Entscheidende. Wichtig ist es, die Eltern von Beginn an sehr ausführlich zu informieren. Ich erinnere mich an viele gemeinsame Gespräche mit Dr. Dahlem, während der wir die Eltern gemeinsam über die medizinischen Probleme während der Schwangerschaft informierten. Für solche Gespräche gibt es kein Zeitlimit. Wir Ärzte können dabei noch durch Psychologen unterstützt werden, die den Eltern helfen, mit ihren Empfindungen, Sorgen und Gedanken zurechtzukommen.

Dahlem: Die Kontinuität in der Betreuung der Eltern von vor der Geburt bis nach der Geburt ihres Kindes – und bei Bedarf auch nach Entlassung aus der Klinik – ist „lebensnotwendig“. Nur so können wir der traurigen Erkenntnis früherer Tage begegnen, die besagte: „Kind gerettet, Eltern oder gar Familie krank“. Ich persönlich freue mich sehr zu wissen, dass wir für diese Betreuung speziell geschulte Ärzte, Pflegekräfte, Pädagogen und Psychologen in unserem ganzheitlichen Team haben. Und diese Mitarbeiter sind auch noch tolle Persönlichkeiten. Denn der Mensch mit all seinen natürlichen Fähigkeiten ist genauso wichtig, wie seine fachlichen Qualifikationen.

Was beinhaltet ihr Qualitätskonzept noch?

Neumeister: Seit drei Jahren ist das Perinatalzentrum am REGIOMED Klinikum Coburg Teil eines größeren Kooperationsverbundes. Wir bilden mit den Zentren in Bayreuth, Bamberg und Schweinfurt das Perinatalzentrum Nordfranken. Regelmäßig tauschen wir uns während Fallkonferenzen fachlich aus, stellen uns der Kritik anderer und können uns damit stetig verbessern. Gleichzeitig können wir unsere Qualität und Erfahrung den anderen zur Verfügung stellen.

Dahlem: In diesem Verbund bilden unsere Spezialisten mit denen an den anderen Kliniken ein umfassendes Team von Experten zu den unterschiedlichsten Spezialgebieten wie Kinderkardiologie, Kindergastroenterologie, Neuropädiatrie usw. In diesem Zusammenhang sind wir auch der nächstgrößeren Einrichtung für kranke Kinder in Coburg, dem Sozialpädiatrischen Zentrum, sehr dankbar. Eine enge Kooperation, vor allem in der Betreuung neurologisch erkrankter Kinder, lässt die 2 km weite Entfernung fast vergessen. Qualität endet nicht mit der Entlassung der Kinder aus der Kinderklinik. Ein Netzwerk hochqualifizierter niedergelassener Kinderärzte sorgt für die Weiterbetreuung nach der Entlassung. Über viele Jahre hinweg sind sie der Garant für eine erfolgreiche Langzeitentwicklung. Die Programme Harl.e.kin und der Bunte Kreis runden eine familiennahe sichere häusliche Betreuung ab.

Wie sieht die Zukunft aus?

Neumeister: Wir erkennen, dass während der letzten Jahre glücklicherweise wieder mehr Kinder in Deutschland geboren werden. Auch in Coburg erleben wir diese Entwicklung. Hier müssen wir unsere Kapazitäten anpassen. Die Neugestaltung unseres Kreißsaales vor einigen Jahren kommt sehr gut an. In ähnlicher Weise erwarten wir von dem anvisierten Klinikneubau, der in naher Zukunft geplant werden wird, eine weitere Verbesserung bei der Unterbringung der Eltern und ihrer Kinder.

Dahlem: Ja, auch wir warten auf eine Verbesserung der Unterbringung vor allem der Eltern als Begleiter ihrer frühgeborenen Kinder, die den heutigen Erwartungen Genüge tut. Dennoch verfügen wir immer noch über Möglichkeiten, die im internationalen Vergleich objektiv gesehen weit überdurchschnittlich sind. Mindestens genauso wichtig ist die medizinische Weiterentwicklung. So freuen wir uns, ab sofort durch Herrn Dr. Michael Rössler eine kinderchirurgische Versorgung anbieten zu können, so dass weite Wege für Eltern und Kinder an entfernte Kliniken in Zukunft wegfallen.

Was bedeutet dies für die Qualität der Früh-und Neugeborenenbehandlung?

Dahlem: Für das Perinatalzentrum Coburg und alle Kinder in unserer Region stellt der Kinderchirurg eine sinnvolle Bereicherung dar. Schon, wenn dem Frauenarzt im Mutterleib eine chirurgische Erkrankung beim Baby auffällt, besprechen wir mit den Eltern gemeinsam, was das für das Baby nach der Geburt bedeutet und welche Behandlung die richtige ist. Früher mussten diese Kinder weit weg verlegt werden. Der sehr risikoreiche Krankentransport fällt nun weg und die Eltern wissen ihr Kind wohnortnah optimal betreut. Gerade während der letzten Wochen ergab es sich, dass mehrere solcher Kinder von uns betreut werden konnten, die früher hätten verlegt werden müssen. Alle sind wohlauf und zum Teil auch schon nach Hause entlassen.

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