Hier finden Sie weitere Infos zur Impfung in
Bayern
Impftermine mit vorheriger Terminvereinbarung, eine Anmeldemöglichkeit besteht vorzugsweise online über folgenden Link: https://impfzentren.bayern/citizen
- Landkreis Coburg:
Telefonhotline 09561/7334730
Das Impfzentrum von Stadt und Landkreis Coburg befindet sich in der Kulturhalle Witzmannsberg in Ahorn, Badstraße 20a.
- Landkreis Lichtenfels:
Telefonhotline 09571/18-9060
Das Impfzentrum von Stadt und Landkreis Lichtenfels befindet sich in der Gabelsbergerstraße 22 in Lichtenfels.
Thüringen
Terminvergabe:
Unser Chefarzt der Abteilung für Pneumologie und Leiter des REGIOMED Lungenzentrums, Dr. med. Claus Steppert beantwortet für Sie die häufigsten Fragen, die ihm zum Thema Corona-Impfung gestellt wurden.
Dr. med. Claus Steppert
Ich habe Bedenken, dass der Impfstoff ausgereift ist. Üblicherweise dauert die Zulassung eines Impfstoffs Jahr; hier waren es nur 6 Monate.
Bei der Zulassung von Impfstoffen und Medikamenten müssen vor der Zulassung 3 Phasen der klinischen Erprobung durchlaufen werden. Nach der Durchführung der Phase 3, in der mehrere Hundert bis wenige Tausend Patienten eingeschlossen werden, werden die
Unterlagen als Paket eingereicht und dann von der Behörde geprüft. Bei Impfung und Medikamenten gegen COVID wurde das „Rolling Review Verfahren“ eingeführt, in dem nach Abschluss der jeweiligen Phase die Unterlagen eingereicht und geprüft werden. Das spart Zeit! Ein weiterer Punkt ist, dass bei selteneren Erkrankungen oder Infektionen längere Zeit vergeht, bis die erforderliche Anzahl von Patienten (~ 1000-2000) rekrutiert ist. Und dann muss noch auf das Zielereignis – im Fall einer Impfung die Infektion – gewartet werden. Das kann ebenfalls dauern. Corona hatte den "Vorteil", dass sich die Infektion weltweit rasant ausbreitete und die Inkubationszeit (Zeit von der Infektion bis zur Erkrankung) nur 1-2 Wochen beträgt. Somit konnten die Daten der verschiedenen Entwicklungsphasen in kürzester Zeit erhoben werden.
Bei den mRNA Impfstoffen handelt es sich doch um eine vollkommen neue Technologie. Ist diese denn ausreichend ausgereift?
Es ist richtig, dass die mRNA Technologie vorher noch nie verwendet wurde.
Sie hat gegenüber den klassischen „Totimpfstoffen“ jedoch einige Vorteile. Bei den Influenzaimpfstoffen werden Hühnerembryonen mit Influenza infiziert, dann werden die Viren abgetötet und die Eiweißbruchstücke der Viren verimpft. Welche Viruseiweiße dabei herauskommen ist nicht definiert. Ebenso wenig kann ausgeschlossen werden, dass Hühnereiweißbestandteile mit im Impfstoff sind. Das bedeutet, dass beispielsweise Patienten mit einer Allergie gegen Hühnereiweiß diesen Impfstoff nicht erhalten können. Weiterhin enthalten die konventionellen Impfstoffe meist sogenannte Adjuvantien, das sind Stoffe, die zu einer Entzündungsreaktion führen, damit unser Immunsystem überhaupt erfährt, dass ein Impfstoff gespritzt wurde. Bei den mRNA Impfstoffen ist dies nicht notwendig. Hier wird der „Bauplan“ eines kleinen definierten Eiweißstücks des Virus gespritzt. In den Körperzellen wird dann dieses Eiweißstück nach diesem Bauplan produziert und direkt dem Immunsystem präsentiert. Dadurch kann auf Adjuvantien verzichtet werden. Mittlerweile sind mehr als eine Milliarde Menschen mit COVID-19- mRNA Impfstoffen geimpft worden; eine Zahl die die meisten konventionellen Impfstoffe selbst in Jahrzehnten nie erreichen. In anderen Ländern, z.B. Israel, bestehen andere datenschutzrechtliche und verwaltungstechnische Strukturen. Gerade aus Israel wissen wir sehr gut über auch seltenste Impfreaktionen oder Nebenwirkungen Bescheid.
Wenn ich an das „Hickhack“ mit dem Astra-Zeneca Impfstoff, erst keine Patienten über 65, dann keine unter 60, denke kommen mir Zweifel.
Die erste Beschränkung der Stiko lag an den Teilnehmern der Studien. So waren in den Astra-Zeneca Studien zunächst keine Patienten über 60 Jahre vertreten. Dashalb wurde – zu Recht – gesagt, dass für diese Altersgruppe mit diesem Impfstoff keine Erfahrungen vorliegen.
Im Verlauf der Impfkampagne zeigten sich dann bei jüngeren Patientinnen als seltene Komplikation Thrombosen von Hirnvenen. In England kam es bei 2,7 Millionen Impfungen mit Astra-Zeneca zu 31 dieser Thrombosen, das heißt ~1:100000. Wer sich deshalb nicht impfen lassen möchte, sollte bitte auch nicht mehr Auto fahren; die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall ist deutlich höher! Ebenso ist eine derartige Thrombose bei COVID- Infizierten mehr als zehn Mal so häufig. Bei mRNA Impfstoffen kommt diese Art der Thrombose bei 5 auf eine Million, bei der Normalbevölkerung mit 0,3 auf eine Million vor. Wegen der geringeren Anzahl von Impfungen gegen andere Erkrankungen sind derartig seltene Komplikationen gar nicht bekannt.
mRNA ist doch Erbinformation. Kann es durch die Impfung zu einer Schädigung des Erbguts oder Entstehung von Krebs kommen?
Die eigentliche Erbinformation in unserem Körper ist die sogenannte DNA im Zellkern. Die abgelesene Information, also der „Bauplan für die Eiweiße“ wird mit der mRNA in das Zellplasma gebracht und dort dann in Eiweiße umgewandelt. Diese Methode im Zellplasma
nimmt die mRNA Technologie dann in Anspruch um Teile der Viruseiweiße zu produzieren. Der umgekehrte Weg ist nicht möglich. Im menschlichen Organismus kann mRNA nicht in DNA zurückgewandelt werden! Lassen Sie mich das einmal mit einem Vergleich plakativ darstellen: Wenn auf der Baustelle ein Arbeiter Veränderungen im Bauplan (mRNA) vornimmt, wird dadurch ja auch nicht das ganze Planungssystem im Architekturbüro (DNA) verändert. Somit ist sowohl ein Erbgutschädigung als auch die Auslösung von Krebs hierdurch praktisch ausgeschlossen.
Ich möchte lieber auf den Totimpfstoff von Novavax warten.
Bei dem Impfstoff von Novavax handelt es sich streng genommen auch um keinen klassischen „Totimpfstoff“ sondern einen neuartigen Peptidimpfstoff, bei dem Eiweißbruchstücke (Peptide)
des Virus zusammengefügt sind. Also das, was der Körper nach einer mRNA Impfung selbst macht. Im Gegensatz zu den mRNA und Vektorimpfstoffen muss hier jedoch auch mit Adjuvantien das Immunsystem auf diese Bruchstücke aufmerksam gemacht werden. Weiterhin ist mit diesem Impfstoff erst Ende Januar zu rechnen. Bei der aktuellen Dynamik der Omikro-Ausbreitung kommt dieser Impfstoff leider reichlich spät – wir erwarten
den Scheitel der Omikronwelle bereits vorher. Nutzen Sie lieber vorher die Möglichkeit einer mRNA Impfung. Hier kann 14 Tage nach Impfung mit einem etwa 60% Schutz gegen einen schweren Verlauf oder Krankenhauspflicht ausgegangen werden.
Ich bin schwanger und habe Angst mich impfen zu lassen.
Auch wenn COVID-19 Infektionen in der Schwangerschaft selten sind, stellt doch die Schwangerschaft als solches einen Riskofaktor für einen schweren Verlauf dar. Auch kommt
es bei COVID-19 in der Schwangerschaft häufiger zu Komplikationen wie Fehlgeburten. Nach den aktuell vorliegenden weltweiten Daten gibt es keinen Hinweis auf Fruchtschädigung
oder Früh-/Fehlgeburten beim Einsatz des BionTech Impfstoffs. Wie bereits oben beschrieben, kann die mRNA des Impfstoffs nicht in die Erbinformation des Kindes eingebaut werden. Andersherum werden bei Immunität die gebildeten Antikörper auch an das ungeborene Kind weitergegeben und sorgen somit nach der Geburt für einen Schutz des Neugeborenen vor COVID. Nachdem das erste Drittel der Schwangerschaft für den Embryo am gefährlichsten ist, wird angeraten, erst ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel zu impfen; es wird ebenfalls empfohlen, die Auffrischungsimpfungen ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel zu verabreichen. Frauen mit Kinderwunsch sollten sich vorbeugend impfen lassen. Entgegen Legenden gibt es auch keinen Anhalt für Fruchtbarkeitsstörungen bei beide Geschlechtern durch die Impfung.
Ist es überhaupt sinnvoll, sich impfen zu lassen, wenn sich auch Geimpfte infizieren?
Nach den aktuellen Daten schützt die Impfung zu 90% vor einem schweren Verlauf mit Krankenhauseinweisung, zu etwa 75% vor einer Erkrankung mit Symptomen und zu etwa 50-60% vor einer Erkrankung ohne Symptome aber mit einer Ansteckungsfähigkeit.
Von der Deltavariante wissen wir, dass diese Schutzwirkung nach etwa 6 Monaten nachlässt. Eine neue Studie aus Israel konnte jedoch zeigen, dass eine Auffrischimpfung im
Vergleich zur zweimaligen Impfung erneut zu 90% vor einem schweren Verlauf und zu erneut einem 65% Schutz vor einem ansteckenden Verlauf schützt.
Bei der nun anstehenden Omikronvariante scheint die Schutzwirkung der Impfung vor einem Verlauf ohne Symptomen geringer zu sein. Bei immunisierten Personen sind jedoch schwere Verläufe mit Krankenhauseinweisungen sehr viel seltener. Diese Daten beziehen sich aber im Wesentlichen auf Länder mit einer erheblich höheren Impfrate. Die Notwendigkeit der Krankenhauseinweisung scheint zwar etwa 40% geringer zu sein als bei Delta; bei
höheren Infektiosität von Omikron ist jedoch mit einer hohen Anzahl von Krankenhauseinweisungen und Intensivpflicht bei Ungeimpften zu rechnen.
1/2022