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Versorgung von Frühchen nach der Geburt

Zum Zeitpunkt ihrer Geburt sind Frühchen eigentlich noch nicht auf das Leben außerhalb der Gebärmutter vorbereitet. Das heißt auch: Je früher Kinder im Schwangerschaftsverlauf geboren wurden, desto mehr Hilfe benötigen sie, um alle Körperfunktionen so weit auszubilden, dass sie auch ohne medizinische Rundumversorgung nicht mehr gefährdet sind und nach Hause können. Bis es so weit ist, erhalten Frühchen im Perinatalzentrum die optimale Versorgung.

Während bei reifen Neugeborenen über das Fettgewebe Wärme produziert wird, können frühgeborene Kinder ihre Temperatur noch nicht selbst halten und kühlen schneller aus. Ebenso ist ihre Haut an die Umgebung während der Schwangerschaft angepasst, nicht aber an den Kontakt mit Luft. Die Hautbarriere ist noch nicht voll ausgebildet und wenn keine Gegenmaßnahmen getroffen werden, verlieren Frühchen deswegen über die Haut Flüssigkeit – es kann zu einer Austrocknung kommen.

Auch der Kreislauf passt sich nach der Entbindung erst noch an die neuen Gegebenheiten an und ist deswegen besonders bei Frühchen nicht sofort stabil. Außerdem brauchen sie häufig Unterstützung bei der Atmung. Darüber hinaus ist auch ihr Verdauungssystem noch nicht so weit entwickelt, dass unmittelbar nach der Geburt die alleinige Nahrungsaufnahme über den Magen möglich ist: Viele Kinder müssen daher zumindest ergänzend Ernährung über Infusionen erhalten.

Frühchen benötigen besondere Pflege und Schutz

In einem sogenannten Inkubator bzw. Brutkasten können die Ärzte und Pfleger dem Frühchen die ideale Umgebung schaffen, damit es sich weiter entwickeln kann. Im Inkubator sind von der Temperatur bis hin zur Luftfeuchtigkeit alle klimatischen und räumlichen Einflussfaktoren kontrollierbar. So können die Mediziner die Bedingungen in der Gebärmutter so weit als möglich imitieren und das Frühgeborene so in seiner weiteren Entwicklung und Reifung unterstützen.

Frühchen brauchen nicht nur eine besonders umfassende Versorgung, sondern müssen auch kontinuierlich beobachtet werden, damit eingeschätzt werden kann, wie es dem Kind gesundheitlich geht. Damit ein Frühchen bei normaler Raumtemperatur nicht auskühlt, müsste es dicke und warme Kleidung tragen und wäre dadurch unter vielen Stoffschichten versteckt. Im Brutkasten ist es so warm, dass wenig Kleidung ausreicht. Früher lagen Frühgeborene nackt im Inkubator. Heute weiß man jedoch, dass Kinder von Körperkontakt profitieren, und wickelt sie deshalb eng in ein dünnes Tuch ein. So ist das Frühchen gut zu sehen und wenn Komplikationen auftreten, können die Mediziner dem Kind schnell helfen, ohne ihm erst umständlich seinen Strampelanzug ausziehen zu müssen.

Während der Zeit im Brutkasten kann ein Frühchen schrittweise auf das normale Klima vorbereitet werden: Im geschlossenen Inkubator werden sowohl Temperatur als auch Luftfeuchtigkeit kontrolliert und ideal für das Kind eingestellt. Im offenen Inkubator arbeitet man mit Wärmestrahlern, um die Temperatur zu kontrollieren und dem Auskühlen vorzubeugen. Als letzten Schritt, bevor das Frühchen in einem normalen Bett liegen kann, befindet sich nur noch unter der Matratze eine gesonderte Wärmequelle. Frühgeborene werden so lange im Inkubator versorgt, bis sie auch mit normaler Bekleidung nicht auskühlen. Auch der Reifestand der Haut sowie der Allgemeinzustand werden dabei natürlich beachtet.

Eltern-Kind-Bindung

Eine Frühgeburt stellt sowohl für die Eltern als auch für das Kind eine extreme Situation dar. Die Eltern haben meist große Ängste und Sorgen und der Anblick des winzigen Kindes im Inkubator verstärkt diese Emotionen. Hinzu kommt, dass der Familienzuwachs nicht wie gehofft sofort nach Hause kann, sondern zunächst auf einer Frühgeborenen- oder Neugeborenenintensivstation behandelt wird. Diese Trennung belastet die Beziehung zwischen Eltern und Kind. Da eine Bindung für die weitere Entwicklung eines Frühchens jedoch wichtig ist, werden die Eltern von medizinischer und pflegerischer Seite darin unterstützt, die Verbindung zu ihrem Kind aufzubauen.

Unterstützung im Krankenhaus

Sofern es der Zustand des Kindes zulässt, wird der Säugling auch bei einer Frühgeburt – unabhängig von der Entbindungsmethode – noch im Kreißsaal auf die Brust der Mutter gelegt. Der erste Haut- bzw. Körperkontakt direkt nach der Geburt erleichtert den Beziehungsaufbau für beide Seiten. Dieses Vorgehen bezeichnet man als „Bonding“, da es die Mutter-Kind-Bindung begünstigt.

Der Kontakt zwischen Eltern und Kind ist für die Entwicklung des Säuglings sehr wichtig. Deswegen werden Frühchen auch außerhalb des Inkubators versorgt: Sie verbringen so viel Zeit wie medizinisch möglich mit direktem Hautkontakt auf der Brust eines Elternteils. Da auch Kängurus ihre Kinder nach der Geburt eng am Körper tragen, heißt diese Methode „Kangarooing“. Die stabile Körpertemperatur der Mutter oder des Vaters reguliert einerseits die Temperatur des Neugeborenen besser als ein Inkubator. Andererseits sind auch der Puls und die Atmung bei Säuglingen, die so versorgt werden, stabiler, es treten weniger Komplikationen auf.

Optimale Ernährung für Frühchen

Während des Kangarooings sind die Voraussetzungen für erste Stillversuche ideal. Frühchen sind jedoch zum Zeitpunkt der Entbindung meist noch nicht unmittelbar so weit, dass sie selbstständig an der Brust ihrer Mutter trinken können: Einerseits funktioniert bei ihnen die Koordination von Saugen, Schlucken und Atmen zumeist noch nicht reibungslos, andererseits ist oft auch ihr Magen-Darm-Trakt noch nicht weit genug ausgereift, um Nahrung zu verdauen. Zu Beginn erfolgt deswegen ein Großteil der Ernährung über mit Nährstoffen angereicherte Infusionen direkt in den Blutkreislauf. Jeden Tag wird der aktuelle Bedarf des Kindes berechnet und es erhält eine genau abgestimmte Menge an Flüssigkeit, Eiweiß, Kohlenhydraten, Fetten, Spurenelementen sowie Vitaminen.

Um das Frühchen auf die Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt vorzubereiten, erhält es so früh wie möglich auch über den Verdauungstrakt Nahrung. Die optimale Versorgung für jeden Säugling ist Muttermilch: Sie enthält neben den nötigen Nährstoffen noch viele weitere Bestandteile, die für die kindliche Entwicklung wichtig sind. Frühchen profitieren ganz besonders von Muttermilch und den darin vorhandenen Antikörpern. Wenn eine Mutter dazu bereit ist, wird ihre Milch auch vor Einsetzen des Saugreflexes ab ca. 34 Wochen nach Empfängnis abgepumpt und der Säugling wird damit über spezielle Trinkbecher oder Trinkschläuche gefüttert. Um die Sicherheit des Frühchens zu gewährleisten, wird die abgepumpte Milch gesondert untersucht. So werden Verunreinigungen ausgeschlossen. Für extrem frühgeborene bzw. kleine Frühchen wird die Muttermilch noch um weitere, für die Entwicklung günstige, Inhaltsstoffe ergänzt.

Ideale Bedingungen für die Weiterentwicklung auch nach dem Krankenhaus

Zu seinem eigenen Schutz kann ein frühgeborenes Kind erst nach Hause, wenn es einige Faktoren erfüllt, die als Anzeichen dafür gelten, dass es die Probleme der Frühgeburtlichkeit überwunden hat:

  • Das Kind hält bei normaler Umgebungstemperatur und Bekleidung seine Temperatur ohne auszukühlen.
  • Atmung und Kreislauf bzw. Herzfrequenz sind stabil und benötigen keine unterstützenden Maßnahmen.
  • Der Säugling trinkt selbstständig (Brust oder Flasche) so viel, dass eine Gewichtszunahme erfolgt.

Als groben Richtwert kann man davon ausgehen, dass ein frühgeborenes Kind rund um den eigentlich errechneten Geburtstermin das Krankenhaus verlassen kann. Wenn ein Frühchen sehr früh im Verlauf der Schwangerschaft geboren ist, muss es vielleicht sogar einige Wochen länger im Krankenhaus bleiben.

Nach dem Klinikaufenthalt sollten Eltern dieselben Hinweise für die erste Zeit zu Hause beachten wie mit jedem Neugeborenen und die Weiterentwicklung ihres Kindes aktiv fördern. Auf medizinischer Seite gibt es neben der kinderärztlichen Betreuung in einer Praxis auch die Möglichkeit, Nachsorgeuntersuchungen bei sozialpädiatrischen Zentren durchführen zu lassen. Weitere Unterstützungsangebote bieten beispielsweise Frühförderstellen an. Eltern können natürlich selbst entscheiden, welche Angebote ihnen zusagen und welche Hilfestellungen sie in Anspruch nehmen wollen.

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